Schüchterner Riese und ein Tschüss

31.01. – 01.02.2023 | KAIKOURA – CHRISTCHURCH

Hallo zusammen! Grade sitze ich am Esstisch in unserem Wohnzimmer und bin nun dabei, unsere letzten Zwei Tage in Neuseeland zusammenzufassen. Ja, genau, wir sind mittlerweile wieder gut angekommen und noch hält sich der Jetlag in Grenzen. Aber wir wollen die Zeit vor dem Alltag ab Montag noch nutzen, um diesmal einen vernünftigen Abschluss hier auf dem Blog hinzubekommen 🙂 Also, let´s go!

Faulpelze soweit das Auge reicht

Unser Plan weshalb wir unter unsere Route umgeschubst haben war, dass wir uns Wale von oben anschauen. Als wir 2018 in Kaikoura waren, hatten wir eine Schifffahrt zu den Walen mitgemacht und unter anderem Pottwale und ein paar Delfine gesehen. Diesmal wollten wir das aus der Luft sehen und hatten dafür einen entsprechenden Flug gebucht. Der sollte um 10 Uhr losgehen. Als wir aufgestanden sind, empfing uns aber eine reine Suppe draußen, die Sicht war vielleicht 50 Meter. Doch wir gaben die Hoffnung nicht auf, und fuhren frohen, aber schwindenden Mutes zum Flugplatz, der kurz hinter Kaikoura lag. Es war nur ein Flugzeug zu sehen, jedoch von einem anderen Anbieter und auch Auto waren keine zu sehen.

Wir gingen also in das Büro und wer hätte es gedacht, der Flug konnte aufgrund des Wetters nicht stattfinden, aber wir konnten die Tour ohne Probleme auf den nächsten Tag um 11 Uhr vormittags legen. Das passt zeitlich noch ganz gut, das wir nur nach Christchurch mussten, ohne weitere Pläne. Christchurch ist etwa 2,5 h von Kaikoura weg, also überhaupt kein Problem.

Doch was nun? Das Wetter wollte nicht so recht aufklaren, also entschlossen wir erstmal frühstücken zu gehen. Das taten wir dann auch im Zentrum von Kaikoura. Im Why Not Café aßen wir, mal wieder, pochierte Eier, und überlegten uns, was wir mit dem grauen Tag anfangen. Wir entschieden uns, statt nach Walen ausschau zu halten, für eine Wanderung entlang der Küstenlinie zu den Seebären-Kolonien. Auch da hatten wir 2018 schon gemacht, fanden es damals aber schon toll und so fuhren wir nach dem Frühstück direkt zum Kean Point. Dort parkten wir auf einem wirklich vollen Parkplatz. Ich war etwas überrascht, wobei ich es mir auch hätte denken können, denn alle Rundflüge aber auch Wassersportsachen, wie z.b. Surf-Schulen wurden natürlich abgesagt. Ob Schiffe rausgefahren sind, wußten wir nicht, aber da hier viel los war, wohl eher nicht. Und so entschieden nicht nur wir uns für die Wanderung, sondern auch viele andere. Wir packten also unsere Sachen zusammen und marschierten los. Wir brauchten eine Weile, bis wir zu den Seebären kamen und es war wie beim letzten Mal – Unmengen an Tieren lagen auf den Felsen und diesen Küstenabschnitt. Viele faul, aber einige waren auch aktiv und schwammen eine Runde. Neben den Seebären gab es auch viele Vögel. Natürlich Möwen, aber auch Kormorane und Enten, die sich teilweise für uns extra schön in Pose setzen.

Doch die Hauptattraktion waren natürlich die Seebären. Ging man den Weg etwas weiter, kam man zu etwas weniger besuchten Teilen, wo kaum noch Menschen waren. Neu gegenüber 2018 war vor allem, dass neue Absperrungen gebaut wurden, um den Tieren nicht zu nah auf die Pelle zu rücken. Zwar nur eine Leine, aber immerhin, für den normalen Urlauber sollte das als „Abschreckung“ durchaus reichen. Ich kann mir schon vorstellen, wie der ein oder andere einfach zu den Tieren geht, die Tiere anfasst oder sonst was macht. Denn auf Schildern stand immer wieder, dass es eben wilde Tiere sind, die auch beißen können. Da ist mal wieder die Frage, was manch einem Menschen für ein Hirnfurz in die Rübe fährt, um solche, nicht immer kleinen Tiere, anzufassen oder wegzuschieben.

Also hieß es, Abstand halten und das große Tele-Objektiv auf die Kamera setzen – so kann man aus genügend und sicherer Entfernung die Faulpelze auch wunderbar einfangen.

An dem Punkt, wo wir waren, gab es dann aber keine Absperrungen mehr und wir konnten etwas näher an die Tiere rangehen, aber mit Menschenverstand und genügend Abstand eben. Die Küstenlinie hier, die teilweise sicherlich vor 7 Jahren und somit vor dem Erdbeben noch unter Wasser lag, sah fast ein bisschen wie bei den Pancake Rocks aus.

Vielleicht noch ein paar Worte zu Kaikoura und dem Erdbeben, dass den Ort sehr stark getroffen hat. Kaikoura ist ein kleiner an der Ostküste gelegener Ort, mit knapp 4.500 Einwohnern und vor allem bekannt durch das große Erdbeben in 2016 mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala. Das Epizentrum lag etwa 60 km südlich von Kaikoura, das über ein halbes Jahr von der Außenwelt abgeschnitten war. Insbesondere durch Erdrutsche, die eine der wichtigsten Küstenstraßen verschütteten und und auch zu einer Unterbrechung der Zuglinie führten. Mit Flugzeugen und Hubschraubern wurden die Bewohner damals mit allem Wichtigen beliefert. Nebenbei sei auch erwähnt, dass sich der größte Teil von Neuseeland durch das Erdbeben verschoben hat. Die größte Verschiebung in horizontaler Richtung zeichnete die Messstation Cape Campbell im Marlborough District auf. Sie wies einen Versatz um mehr als zwei Meter in Richtung Nordnordost auf. Dagegen wurde der höchste vertikale Versatz an dem Küstenstreifen der Waipapa Bay, was etwas nördlich entlang der Küste liegt, dokumentiert. Hier hob sich der Grund um rund 5,5m. Ich hab mal ein bisschen recherchiert, um ein vorher nachher Bild der Küste zu finden, doch da gar nicht so einfach.

Hier mal eins – könnt ihr gerne auch mal hier auf der Quelle schauen.

Quelle: https://www.stuff.co.nz/national/nz-earthquake/87596704/before-and-after-the-kaikoura-quake-images-show-colossal-damage

Nach unserem Besuch bei den Robben ging es zurück in die Unterkunft, von wo wir dann auch endlich das Meer sahen. Denn unser Container stand auf einer leichten Anhöhe und ohne Nebel konnte man am Horizont das Meer erkennen, auch wenn wir die umliegenden Berge nur mit immer noch im Nebel hängenden Spitzen sehen konnten. Wir pausierten eine Weile im Häuschen und fuhren dann nochmal an einen nahegelegenen Strand, wo wir einen Spaziergang machten und Muscheln suchten. Hier fanden wir vor allem Paua-Muscheln und das in Hülle und Fülle. In Kaikoura gibt es eine Fabrik, die Schmuck daraus herstellt und die Muscheln verkauft. Denn je älter, desto größer und oft auch farbintensiver sind die. Und auch entsprechend teuer. Denn hier ist vor allem Schleifarbeit gefragt, denn oft ist die Außenseite mit Kalk überzogen, so dass man das farbige Gehäuse gar nicht sieht und erst von der Schicht befreien muss. Und 80 Jahre im Wasser können eine dicke Schicht bedeuten.

Brummkreisel überm Wasser

An unserem letzten Tag ging es dann um 10:45 Uhr wieder zum kleinen Flughafen, nachdem wir wieder in Downtown Kaikoura frühstücken waren – diesmal im Chiwis. Am Flugplatz angekommen ging es auch schon fast los. Wir waren insgesamt 7 Leute und bekamen als erstes unsere Sicherheitswesten um den Bauch geschnallt und erklärt, was zu tun ist, falls und so. Dann wurde uns noch gesagt, dass am heutigen Tag (auf dem Flug vor uns) ein Buckelwal gesichtet wurde und wir rieben uns schon ordentlich die Hände. Und…das wir, damit alle auch gucken können, dann im Kreis fliegen würden. Dann gings ab in den Flieger, wo Stefan neben unserer Pilotin Platz nehmen durfte. Ich saß direkt hinter ihm. Über den Funk wurde immer wieder ausgetauscht, wer wo was gesichtet hat. Im Funk waren nicht nur andere Flugzeuge, sondern auch die Walbeobachtungsschiffe. Also ging es kurz über Land Richtung Sichtungsstelle. Dort waren mehrere Boote, die aber recht schnell abzogen, denn die Tiere sollen nicht belästigt werden, so dass nicht zu viele Boote und Flugzeuge sich dort aufhalten dürfen.

Und Tatsache, da war ein Wal, im Schlepptau einige Delfine und unsere Pilotin erklärte und, dass die Delfine mit dem Wal spielen und es sich um einen noch jüngeren Wal handelt, da er nicht ganz so groß ist. Es war dann auch tatsächlich ein Buckelwal, leider wollte er aber nicht hüpfen, so wie man es sonst oft sieht. Ein etwas schüchterner Riese, der aber ganz gelassen mit den Delfinen seinen Weg schwamm. Wie schon erwähnt, kreiselte das Flugzeug dann über dem Wal und Delfinen, was aber das fotografieren erschwerte und mir ein mulmiges Gefühl in den Bauch trieb. Da war ich am Ende aber nicht alleine. Einem Mädel ging es nach der Landung nämlich ziemlich schlecht. Nachem wir gefühlt eine halbe Stunde über dem Wal gekreiselt sind, kam über Funk die Meldung, dass eine große Gruppe Delfine etwas entfernt von Kaikoura gesichtet wurde, wo wir dann hinflogen. Und große Gruppe meinte hier so um die 300 Tiere oder mehr. Es war ein wirklich riesiger Pulk und auch wenn man das mit der Kamera nicht so recht einfangen konnte, ab und an konnten wir einen hüpfen sehen.

Danach ging es nochmal entlang der Küste, wo uns die Pilotin dann auch nochmal erklärte, wie das mit dem Erdbeben hier war und warum hier so viele Wale vor Ort sind. Normal sind hier ganzjährig Pottwale zu beobachten, fast täglich. Denn vor Kaikoura gibt es einen Canyon, wo das Seebett steil bis auf eine Tiefe von 1400 m hinabfällt. Da freuen sich nicht nur Pottwale über ordentliche Nahrungsgründe sondern auch Delfine. Neben den Pottwalen kommen immer mal wieder Buckelwale vorbei, wobei diese eher im neuseeländischen Winter (also Juni, Juli, August…) gesichtet werden. Auch Blauwale ziehen hier ab und an vorbei. Weitere interessante Fakten gibt es hier auf Wikipedia.

Nach unserem Flug ging es nach Christchurch, wir machten aber noch einen kurzen halt am Black Sand Beach – Schwarzen Strand. Der Strand vom vorherigen Tag war im übrigen auch schwarz. Hier liefen wir ein bisschen am Strand lang und ich hatte von der Straße schon einen Faulpelz entdeckt, der sich hier in den Sand gemummelt hatte. Dafür war die Brandung hier mit sicherlich 2m hohen Wellen ordentlich, doch das störte den Faulpelz am Anfang gar nicht. Aber was wir machen mussten? Uns das von oben anschauen, inkl. Faulpelz.

Plötzlich kam ein Hubschrauber, dann ein kleines Flugzeug und wir schnappten uns unser Fernglas und konnten einige Delfine hüpfen sehen. Blöd nur, dass wir mit der Drohne soviel rumgespielt hatten. Stefan wollte aber unbedingt nochmal fliegen, nämlich zu der Stelle, wo sowohl Hubi als auch Flugzeug kreisten. Also luden wir die Drohne wieder auf und flogen dann raus aufs Meer. Doch der Nachteil an so ’nem Ozean? Er ist riesig…und so flogen wir zwar sehr weit raus (so gute 600 Meter) und suchten an der Stelle, fanden aber leider keinen Delfin. Vermutlich waren wir nicht weit genug rausgeflogen, oder haben es einfach falsch eingeschätzt von der Richtung. Wer weiß das schon. Leider hatte das nicht geklappt und Stefan war ein bisschen traurig, als er ohne Delfinbild die Drohne zurückfliegen ließ. Wind und Regen machten das Unterfangen an sich auch nicht leichter und so packten wir dann unsere Sachen zusammen und fuhren dann ohne Umwege nach Christchurch, wo wir am späten Nachmittag eincheckten. Da wir noch Essen wollten, liefen wir zu Fuß in die Stadt, da wir nicht weit entfernt unsere Unterkunft hatten.

Wir schnabulierten hier und tranken dann noch ein Bierchen dort und ließen die letzten fast 40 Tage ein bisschen Revue passieren, bevor es zurück ins Hotel ging. Dann hieß es noch Tasche packen und Mitbringsel verstauen und ab inne Falle, denn am nächsten Morgen mussten wir früh aufstehen, Duschen, Frühstücken und ab zum Flughafen, wo pünktlich um 12 unser Flieger Richtung Singapur startete.

Heißt: Unser Reise ist zu Ende… doch die Bilder vom letzten Tag in Kaikoura wollen wir natürlich niemandem vorenthalten. Also schaut gerne rein.

Bildergalerie

Hinterlasse einen Kommentar